Film
Kämpferin im Untergrund
Daten und Fakten zum Film
Inhaltsangabe
„Kämpferin im Untergrund“ erzählt die wahre Geschichte eines der mutigsten und zugleich tragischsten Geheimaufträge in der spanischen Geschichte: Eine junge Polizistin namens Amaia lässt Anfang der 1990er-Jahre ihr altes Leben zurück, um sich freiwillig und unter falscher Identität in das Herz der baskischen Terrororganisation ETA einzuschleusen. Ihr Ziel ist es, geheime Waffenverstecke („Zulos“) in Südfrankreich aufzuspüren – doch der Preis ist hoch. Über mehr als ein Jahrzehnt führt sie ein Leben zwischen zwei Welten: offiziell tot für die einen, misstrauisch beäugt von den anderen. Was als patriotischer Auftrag beginnt, wird zur persönlichen Zerreißprobe. Die Grenzen zwischen Richtig und Falsch, Freund und Feind, beginnen zu verschwimmen, während die psychische Last ihres Doppellebens zunehmend auf ihr lastet.
Der Film blickt nicht nur auf die Operation selbst, sondern vor allem auf die inneren Brüche einer Frau, die alles riskiert – und dabei fast sich selbst verliert. Es ist ein intensives Porträt über Vertrauen, Verrat und die moralischen Grauzonen eines Kampfes, in dem es längst keine einfachen Wahrheiten mehr gibt.
↑ Zurück zum MenüKritik & Rezension
Bereits vor der geplanten Veröffentlichung im Oktober auf Netflix weckt „Kämpferin im Untergrund“ hohe Erwartungen – nicht zuletzt durch das brisante Thema und die Regie von Agustín Díaz Yanes, bekannt für Werke wie Alatriste und Sin noticias de Dios. Der Film basiert auf einer realen Operation der spanischen Polizei und nähert sich der komplexen Geschichte des ETA-Terrorismus mit erzählerischer Klarheit und psychologischer Tiefe.
Im Mittelpunkt steht Susana Abaitua als junge verdeckte Ermittlerin Amaia, die sich Anfang der 1990er-Jahre in die ETA einschleust – ein Auftrag, der sich über mehr als zehn Jahre erstreckt. Abaitua trägt den Film mit eindringlicher Präsenz: Ihre Darstellung vermittelt sowohl den Idealismus der Anfangsjahre als auch die zunehmende Zerrissenheit zwischen Pflicht, persönlicher Identität und psychischer Belastung. Ihre Entwicklung ist glaubwürdig und schmerzhaft zugleich.
Formal setzt der Film auf eine nüchterne, fast dokumentarische Bildsprache. Der Verzicht auf dramatische Überinszenierung wirkt gerade bei diesem Stoff angenehm respektvoll. Statt actionreicher Spannungsmomente stehen psychologische Prozesse, Misstrauen und Einsamkeit im Vordergrund. Der Schnitt folgt einer ruhigen Chronologie, die Zeit und Raum lässt für Entwicklung und Atmosphäre.
Trotz oder gerade wegen seiner Zurückhaltung gelingt „Kämpferin im Untergrund“ ein kraftvoller Eindruck. Das Drama verzichtet auf billige Effekte und schenkt seiner Hauptfigur volle Aufmerksamkeit – eine Frau, die mehr riskiert als viele in ihrer Umgebung ahnen. Auch wenn sich manche Passagen bewusst der dramatischen Verdichtung entziehen, bleibt die innere Spannung durchgehend spürbar.
81 von 100 Punkten vergibt film-datenbank.eu im Voraus für diesen überzeugenden Politthriller – ein ruhiges, aber intensives Werk über Mut, Zweifel und das emotionale Echo eines Jahrzehnts im Verborgenen.
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Originaltitel: Un fantasma en la batalla
Produktionsland: Spanien
Erscheinungsdatum: 17. Oktober 2025
Genre: Thriller, Drama
Regie: Agustín Díaz Yanes
Drehbuch: Agustín Díaz Yanes
Produktion: Belén Atienza, Sandra Hermida
Mitwirkung: Juan Antonio Bayona (Beratung)
Hauptdarsteller: Susana Abaitua, Ariadna Gil, Andrés Gertrúdix, Iraia Elias, Raúl Arévalo
komplette Besetzung
Die Arbeit an Kämpferin im Untergrund war für das gesamte Team mehr als nur eine Filmproduktion – es war ein sensibler Balanceakt zwischen historischer Verantwortung und künstlerischer Freiheit. Regisseur Agustín Díaz Yanes, bekannt für seine Affinität zu komplexen Stoffen, wollte keine Heldengeschichte inszenieren, sondern ein leises Porträt über eine Frau, deren Leben im Verborgenen stattfindet – zwischen Pflichtgefühl, Misstrauen und innerer Zerrissenheit.
Am Set herrschte eine ungewöhnlich konzentrierte Atmosphäre. Viele Szenen wurden bewusst chronologisch gedreht, um die psychologische Entwicklung der Hauptfigur erfahrbar zu machen. Susana Abaitua bereitete sich intensiv vor, traf sich mit ehemaligen Polizeipsycholog:innen und studierte reale Undercover-Berichte, um die innere Anspannung einer verdeckten Ermittlerin authentisch zu verkörpern. Teile des Drehbuchs wurden erst kurz vor den Drehtagen an das Ensemble verteilt – um Reaktionen möglichst roh und ungeschönt einzufangen.
Auch in der Recherche ging das Team behutsam vor. Die reale Operation, auf der der Film basiert, ist in Spanien bis heute ein sensibles Thema. Um weder die Opfer der Gewalt noch ehemalige Beteiligte unnötig zu exponieren, wurde auf die Nennung echter Namen verzichtet. Stattdessen entstanden viele Szenen auf Grundlage von anonymisierten Polizeiprotokollen, journalistischen Recherchen und Hintergrundgesprächen mit Berater:innen aus der Praxis.
Produziert wurde Kämpferin im Untergrund unter der Leitung von Belén Atienza und Sandra Hermida, unterstützt von Juan Antonio Bayona, der dem Projekt in beratender Funktion zur Seite stand. Für das Team war der Film nicht nur eine spannende Herausforderung, sondern auch eine persönliche Auseinandersetzung mit einem Kapitel spanischer Geschichte, das lange Zeit im Schatten lag.
Hinter den Kulissen
Gedreht wurde Kämpferin im Untergrund an Schauplätzen, die kaum authentischer sein könnten: im Grenzgebiet zwischen dem spanischen
und französischen Baskenland – jener Gegend, in der sich die reale Geschichte auch abgespielt hat. Einen zentralen Ort nimmt dabei
Tolosa ein, eine Kleinstadt in der baskischen Provinz Gipuzkoa, wo das traditionsreiche Pelota-Stadion Frontón Beotibar Ende Mai
2024 für mehrere Drehtage zum Drehort wurde. Diesenwunderschönen Drehort kennen einige von euch bestimmt schon aus dem
preisgekrönte Film Maixabel. Auch in Eibar und Donostia-San Sebastián entstanden zahlreiche Szenen – Orte, die für ihre bewegte politische Vergangenheit ebenso bekannt sind wie für ihre verwinkelten Altstädte und schwer zugänglichen Randgebiete.
Auf der anderen Seite der Grenze wurde ebenfalls gedreht: Im französischen Teil des Baskenlandes, den Pyrenäen-Atlantiques, fanden sich abgelegene Landhäuser und Wälder, die perfekt zur Stimmung des Films passten. Besonders atmosphärisch ist der kleine Ort Bera in der spanischen Region Navarra. Hier wurde in einem alten Caserío, einem traditionellen baskischen Bauernhaus, gedreht – sowie in einem stillgelegten Gebäude unweit des Rathauses. Gerade diese Gegenden spiegeln das Versteckte, das Abgeschottete wider, das den Film prägt: die Orte, an denen Zulos – geheime Waffenlager der ETA – real existierten.
Diese Auswahl an Drehorten verleiht dem Film nicht nur optische Authentizität, sondern auch historische Tiefe. Statt künstlicher Studiokulissen nutzt Kämpferin im Untergrund jene realen Orte, an denen einst Kontrolle, Misstrauen und Widerstand den Alltag bestimmten – und in denen sich eine Geschichte entfaltet, die bis heute nachhallt.
Drehorte
Susana Abaitua wurde am 5. Oktober 1990 im baskischen Vitoria geboren – eine Herkunft, die sie auch in ihrer künstlerischen Arbeit prägt. Ihre Mutter leitete eine Tanzschule, was ihr vermutlich früh das Gefühl für Ausdruck und Bühne mitgab. Schon mit 18 Jahren stand sie in Helena Tabernas La buena nueva erstmals vor der Kamera. Es folgten Rollen in Serien wie La pecera de Eva, Isabel und Cuéntame cómo pasó, bis sie 2017 mit der Rolle der Ana Saura in Sé quién eres den Durchbruch schaffte.
Einem breiten Publikum wurde sie spätestens durch ihre eindrucksvolle Leistung in der HBO-Miniserie Patria bekannt – einem emotional aufgeladenen Drama über den ETA-Konflikt. Dass sie nun in Kämpferin im Untergrund erneut in die Nähe dieses Themas rückt, ist kein Zufall: Abaitua interessiert sich spürbar für Figuren, die zwischen Loyalität, Schweigen und Wahrheit zerrieben werden. Zwischen 2021 und 2024 war sie außerdem in zahlreichen Netflix- und Prime-Produktionen wie Loco por ella, Los Farad und Vestidas de azul zu sehen.
Abaitua ist keine Schauspielerin, die laut auf sich aufmerksam macht – aber sie gehört längst zu den stärksten Stimmen ihrer Generation im spanischen Fernsehen. Ihre Stärke liegt in der feinen Beobachtung: in Blicken, in Brüchen, in Momenten des Zögerns. Genau das macht sie zur Idealbesetzung für die Hauptrolle in Kämpferin im Untergrund.
Besetzung im Detail
Maixabel (2021): Der spanische Film erzählt die wahre Geschichte einer Frau, die das Gespräch mit dem Mörder ihres Mannes sucht – eines ETA-Terroristen. Ohne Pathos, mit schmerzlicher Klarheit und viel Empathie nähert sich das Drama dem Thema Versöhnung auf beeindruckende Weise. Die Frau des Spions (2020): In der beklemmenden Kriegsatmosphäre Japans beginnt ein Mann heimlich Beweismaterial gegen sein eigenes Land zu sammeln. Seine Frau steht plötzlich zwischen Loyalität und Wahrheit. Ein ruhiger, meisterhaft inszenierter Film über Misstrauen, Pflicht und persönliche Integrität. El Lobo – Der Wolf (2004): Die Geschichte basiert auf einem realen Undercover-Agenten, der sich in die ETA einschleuste. Spannend, ungeschönt und in seinem historischen Kontext erschreckend aktuell. Ein Film, der in Spanien große Diskussionen auslöste – und thematisch kaum näher an Kämpferin im Untergrund liegen könnte.Ähnliche Filme